Aller Anfang ist schwer: Als am Sonntag, den 08. September 2019 Schülerinnen und Schüler der Glocksee-Schule Hannover und der Jenaplanschule Rostock in Flensburg ankamen, hatten die wenigsten bisher eine andere Schule während der Schulzeit besucht oder gar dort hospitiert. Damit die ersten Versuche des Beobachtens gelingen, hat Arne von der Koordinationsstelle BlickRichtungVielfalt den Austausch begleitet. Über einen Besuch im hohen Norden Deutschlands…
Da die Anreise aller Teilnehmenden bereits am Sonntag erfolgte, konnte der Austausch direkt am Montagmorgen starten. Die Unterbringung erfolgte wie gewohnt bei Familien der Gastgeberschule und anderen privaten Unterkünften. Ein Wochenplan half uns dann zu Schulbeginn die nächsten Tage zu strukturieren. Da die Ostseeschule Flensburg auch Mitglied im Schulverbund „Blick über den Zaun“ ist, und aufgrund ihres besonderen Schul- und Unterrichtskonzepts auch häufig von interessierten Pädagoginnen und Pädagogen besucht wird, hieß es gleich zu Anfang „Alle Räume stehen euch offen!“ und „Natürlich Duzen wir uns hier!“ sowie “Bitte Schuhe ausziehen, wir sind eine Teppichschule!”. Diese freundliche und zugewandte Atmosphäre war dann auch in den nächsten Stunden anzutreffen, wo beispielsweise erstmal geklärt werden musste, was es mit der Jahrgangsmischung, der Lehrgangs- und Kompaktphase sowie den Selbstlernzeiten auf sich hat.
Die Ostseeschule ist nämlich eine Sekundarschule in freier Trägerschaft, was insbesondere bedeutet, dass Kinder vom 1. bis zum 10. Jahrgang an der Schule durchgängig bleiben können, bevor sie ihren ersten oder erweiterten Abschluss schreiben. Richtige Klassen gibt es dabei nicht, dafür habe eine Einteilung in Stufen, die auf die Jahrgangsmischung hinweisen. Je nach Stufe gibt es ein anderes Unterrichtsangebot, welches sich aus einer Kombination von Erarbeitung im Kursverband und anschließender Selbstlernphase auszeichnet. Zusätzlich wurde das Schuljahr in verschiedene Phasen aufgeteilt, die immer direkt aufeinander folgen und mit den jeweiligen Ferien enden: Die Lehrgangsphase (4-6 Wochen) und die Kompaktphase (1-2 Wochen). Erstere ist geprägt durch Fachunterricht, letztere ist im Grunde ein großer Wahlbereich, der zeitlich intensive und thematisch spezifische Projekte erlaubt, die von den Schülerinnen und Schülern angewählt werden können. Ein besonderes Highlight ist in diesem Kontext eine mehrwöchige Fahrt auf dem schuleigenen Segelschiff „Providentia“, auf der natürlich auch Unterricht stattfinden kann.
Zur Zeit des Austausches war gerade die Lehrgangsphase angesetzt, sodass wir einen guten Einblick in den regulären Tages- und Wochenablauf bekamen. Und auch hier musste man sich erstmal umgewöhnen, da eine völlig neue Taktung bei den Schulstunden und Pausen eingeführt wurde (Unterrichtsbeginn durchgängig erst um 08:30 Uhr, Zusammenfassung von Pausen, keine Einzelstunden im 45-Minuten-Format, Ganztagsunterricht bis 15:30 Uhr). Ein tägliches Mittagessen bekamen wir dann zusammen mit den anderen Schülerinnen und Schülern in der schuleigenen Mensa und auch die Schülercafeteria sorgte immer mal zwischendurch für einen kleinen Pausensnack. Unser erster Tag wurde dann noch abgerundet durch einen gemeinsamen Bowlingabend, bei dem sogar ein Triple Strike möglich war.
Da leider manche Schülerinnen und Schüler bereits Mittwochfrüh wieder abreisen mussten, wurde die Auswertungsrunde bereits auf den Dienstag vorverlegt. Dafür trafen wir uns nach einem weiteren Tag freien Hospitierens in einem Stuhlkreis in der Mensa, wo jeder der Besucher erzählen konnte, was er oder sie mitnehmen und dalassen möchte. Hierbei wurde sich viel mitgeschrieben und es hat uns gefreut, dass auch weitere interessierte Schülerinnen und Schüler der Ostseeschule sowie deren Schulleiter Ulrich Dehn dabei waren und zugehört haben. Abgerundet wurde der Austausch dann noch mit einem gemeinsamen Kochwettbewerb in der Schulküche. Es bleibt zu hoffen, dass weiteres Interesse an Austauschen zu anderen Schulen angeregt werden konnte und die drei Schulen bald wieder eine Fahrt zu einer Schule unseres Netzwerks organisieren.
Dieser Bericht wurde von unserem Gründungsmitglied Arne Arend verfasst und gibt somit einen authentischen Einblick auf die gemeinsam erlebten Tage in Flensburg. Botschafterberichte stellen niemals die Meinung des gesamten Netzwerks dar. Mit freundlicher Unterstützung des Redaktionsteams!